Dienstag, 24. Mai 2011

Satz zum hier und jetzt

Schau nicht so, ich bin halt so.


Krise, Baby?


Auch ich habe das Recht ohne Schuhe zu laufen.


Willst du nicht auch manchmal einfach getragen werden?


Bäume sind zum klettern da, nicht zum abholzen.


Konsumgenuss auf leichte Art.


Betrete nicht den Rasen, sondern liege darauf.


Mir reicht es mit den Unpolitischen.


Mist trennen und Recycling kennen.


Out of order - Vielfalt tut gut.

Der Wetterhahn

Der Wetterhahn zeigt auf halbsechs. Schnell muss ich nich meine Sachen zusammenpacken. Schnell gehe ich aus dem Haus. Schlüssel vergessen! Anläuten. Ja, der Schlüssel. Mist, nicht genügend Socken. Nich einmal zurück. Schnell, schnell. Socken holen, egal welche Farbe. Schnell raus. Verdammt! Ich habe nicht genug Geld. Bankomatkarte? Liegt in der anderen Tasche. Schnell hinein. Suchen. Kramen. Da ist sie. Schnell wieder hinaus. Knall nicht immer so mit der Türe! Ich habe keine Zeit mehr. Mein Ladekabel! Ich bin so vergesslich. Noch einmal hinein. Ja, ich muss mit der Türe so knallen? Wo ist das Kabel? Im Arbeitszimmer. Schnell wieder hinaus.

Punkt sechs Uhr, sagt der Wetterhahn, der in meinem Kopf steckt.

bleiben oder gehen

Züge rasen an mir vorbei. Hupende Autos, deren Fahrerinnen und Fahrer wütend schimpfen. Alles geht so rasend schnell hier. Die Straßen ziehen gerade Linien durch die Stadt, teilen sie in Abschnitte. Der nächste Zug rattert quietschend an mir vorbei. Glas, Beton, Stahl. Die Stadt trägt keine Farben. Das blasse Licht der Straßenbeleuchtung lässt die Häuserzeilen noch fahler, grauer, toter erscheinen.
Die Stadt ist tot, trotz des regen Lebens.

Ich wandle durch die Stadt hindurch als wäre ich ein Geist. Ich bin nicht ganz da. Ich passe nicht in diese Stadt. Sie ist zu schnell, zu laut, zu hektisch, zu grau.
Wieder ein Zug.

Doch die Stadt bietet mir mehr Möglichkeiten, mehr Chancen. Die Türen sind zwar stets verschlossen, doch stehen sie für mich auch offen. ich könnte mich hier entwickeln, reifen und zu einer schimpfenden, hupenden, rasenden Autofahrerin werden.

Langsam muss ich mich entscheiden. Will ich bleiben oder will ich gehen? Bleibe ich in der Stadt oder gehe ich zurück aufs Land. Mein Land.
Hier: Fremder Stein, fremdes Glas, fremder Stahl.
Dort: Mein Land.
Ich wende mich ab von diesem Grau und gehe den goldenen Sonnenstrahlen entgegen.

Worttausch

später geradezu Ort, ich versuche zu modifizieren, und es sei immer wieder vorgekommen, daß Sie ein Wort für ein anderes einsetzten...
Friederike Mayröcker: Die Abschiede


Einschnitte. Ausschnitte. Manipulation im Text. Worte werden ausgetauscht, umgesetzt, weggesetzt. Der Text wird in seiner Reinheit, in seiner Form beschnitten. Als wären Worte austauschbar.

Hier steht es. Genau hier steht es. Es ist die Wahrheit, die Realität, die Tatsache. Du kannst das Wort nicht einfach so aus seinem Platz lösen und durch ein anderes ersetzen. Du kannst nicht die Wahrheit verschleiern. Du musst dich der Wahrheit stellen und sie aushalten.

Ich kann die Wahrheit nicht ertragen. Ich will die Wahrheit nicht ertragen. Ich möchte, dass du dieses Wort austauscht. Ich möchte, dass du die Realität schön machst. Ich möchte mich nicht den Tatsachen stellen.

Verbiege dich. Pass dich an. Verändere dich. Modifiziere dich. Entwickle dich zu etwas, das du nicht sein möchtest. Stelle dich der Realität und sieh es ein: Du bist mit diesem Wort markiert, normiert, festgesetzt und beschrieben. Bis in die Ewigkeit.

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privater Blog von Ulrike Koch Sudoku-Liebhaberin, extensive Leserin, Schachspielerin, Feministin, Borderlinerin, ewige Studentin und vieles mehr

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