Texte

Sonntag, 22. Mai 2011

Worttausch

später geradezu Ort, ich versuche zu modifizieren, und es sei immer wieder vorgekommen, daß Sie ein Wort für ein anderes einsetzten...
Friederike Mayröcker: Die Abschiede


Einschnitte. Ausschnitte. Manipulation im Text. Worte werden ausgetauscht, umgesetzt, weggesetzt. Der Text wird in seiner Reinheit, in seiner Form beschnitten. Als wären Worte austauschbar.

Hier steht es. Genau hier steht es. Es ist die Wahrheit, die Realität, die Tatsache. Du kannst das Wort nicht einfach so aus seinem Platz lösen und durch ein anderes ersetzen. Du kannst nicht die Wahrheit verschleiern. Du musst dich der Wahrheit stellen und sie aushalten.

Ich kann die Wahrheit nicht ertragen. Ich will die Wahrheit nicht ertragen. Ich möchte, dass du dieses Wort austauscht. Ich möchte, dass du die Realität schön machst. Ich möchte mich nicht den Tatsachen stellen.

Verbiege dich. Pass dich an. Verändere dich. Modifiziere dich. Entwickle dich zu etwas, das du nicht sein möchtest. Stelle dich der Realität und sieh es ein: Du bist mit diesem Wort markiert, normiert, festgesetzt und beschrieben. Bis in die Ewigkeit.

Samstag, 7. Mai 2011

...

Warum?
Ich habe sier geküsst.
Warum?
Ich habe sier geküsst?!?
Warum?
Ich habe sier geküsst.
Ganz einfach geküsst.

Elendslange Aufzugsfahrt.
Der Reiz des Verbotenem.
Etwas Neues ausprobieren.
Kosten.
Testen.
Fühlen.
Sein.

Gehauchte Versprechungen.
Gekeuchte Begeisterung.
Verlockende Berührungen.

Aufwachen. Und gehen.
Nicht bleiben müssen.

Frei sein.
Frei sein zu sprechen.
Eine Abfuhr kassieren.
Vernünftig sein.
Sich an die Spielregeln halten.

Warum?

Ich habe sier geküsst.
Bin aufgewacht.
Und bin gegangen.

Ich habe sier geküsst.
Habe mich umgedreht.
Und bin gegangen.

Ich habe sier geküsst.
Habe eine Abfuhr bekommen.
Habe mich umgedreht.
Und bin gegangen.

Dienstag, 15. Februar 2011

Schon wieder

Es ist schon wieder jemand gestorben. Franz hat es diesmal erwischt.
Aneurisma im Gehirn.
Während er am Klo saß.
Beim scheißen gestorben. Auch kein schöner Tod.

Wir alle werden älter. Mich hat das Älterwerden nie gestört. Das psychische Älterwerden sollte ich ergänzen. Die weißen Haare müssten nicht sein. Die Falten ebenfalls nicht. Menopause macht auch nicht wirklich viel Spaß.

Inzwischen kann ich mir das Sterben nicht mehr vorstellen. In jungen Jahren schon. Da habe ich oft an das Sterben gedacht. Wie der Tod wohl so wäre. Die beste Art zu sterben.

Definitiv nicht beim scheißen.

21.01.2011

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